Wer wir sind
was wir wollen
Das Institut wurde im Jahr 2016 gegründet. Initiant ist Dr. Hans-J. Dammschneider. Das Ziel der als Verein von seinen Mitgliedern getragenen Einrichtung ist die Förderung der Naturwissenschaften. Schwerpunkt bzw. Hauptausrichtung von Inhalten und Arbeiten des Instituts liegen primär auf Themen aus dem Bereich der Hydrographie, der Geoökologie und den Klimawissenschaften. Das Institut ist politisch wie wirtschaftlich frei und unabhängig. Eine Verbindung zu wie auch immer gearteten Interessengruppen ist nicht gegeben. Die Finanzierung des Vereins geschieht über Spenden und Mitgliederbeiträge. Das Institut nimmt darüber hinaus jedoch auch Aufträge zur unabhängig-neutralen Aus- und Bewertung von Naturdaten eigener oder externer gewässerkundlicher / geoökologischer / klimawissenschaftlicher Unter-suchungen an. Eine Gewinnabsicht aus der Übernahme dieser Arbeiten besteht in keinem Fall.

Mission
Das Institut fördert die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Publikationen und hält darüber hinaus eigene Vortragsveranstaltungen ab. Das Institut unterhält Kontakte und Verbindungen zu internationalen Einrichtungen aus Forschung und Wissensvermittlung. Das Institut und sein Team nimmt an nationalen wie internationalen Kongressen und Tagungen teil. Alle Mitglieder des Instituts arbeiten ehrenamtlich und erhalten für ihre Tätigkeiten ausschliesslich eine Entschädigung in Höhe der jeweils nachgewiesenen Geräte-, Verbrauchs-, Reise- oder sonstiger Selbstkosten soweit der Etat aus Spenden und Sponsoring dies erlaubt. Das Institut investiert darüber hinaus und in diesem Sinne ausschliesslich in Dinge, die für die Wahrnehmung und Erledigung seiner wissenschaftlichen Aufgaben nachweislich notwendig sind.
Vision
The institute was founded in 2016. The initiator is Dr. rer. nat. Hans-J. Dammschneider. The aim of the association, which is supported by its members, is to promote the natural sciences. The focus and main focus of the Institute's work is primarily on topics from the fields of hydrography, geo-ecology and climate sciences. The institute is politically and economically free and independent. There is no link to any interest groups whatsoever. The association is financed by donations and membership fees. In addition, the institute also accepts orders for the independent and neutral evaluation and evaluation of natural data from its own or external hydrological/geoecological/climate science studies. There is no intention to make a profit from taking over this work. The Institute promotes the publication of scientific publications and holds its own lectures. The Institute maintains contacts and connections to international research and knowledge transfer institutions. The Institute and its team take part in national and international congresses and conferences. All members of the Institute work on a voluntary basis and receive compensation for their activities exclusively in the amount of the proven costs of equipment, consumption, travel or other cost price as far as the budget from donations and sponsoring permits. In addition, the Institute invests exclusively in matters that are demonstrably necessary for the fulfilment of its scientific tasks.

Klimawandel – wenn Tabus den offenen Diskurs behindern
Wirkt CO₂ stärker im ´Glauben´ und weniger durch ´hinterfragen´?
von Hans-J. Dammschneider, IFHGK
„Die Klimareligion ist am Ende“ betitelt Michael Limburg seinen Artikel in der WELTWOCHE (Nr.7-25). Könnte das ´global warming´ im öffentlichen Diskurs also wieder ergebnisoffener hinterfragt werden – oder wird der Klimawandel doch weiterhin als ein Dogma behandelt, in dem in den Medien abweichende Positionen (fast) keinen Raum mehr finden? Welche Bedeutung haben die hinter dem „langfristigen Wetter“ (vulgo Klima) stehenden atmosphärischen und ozeanischen Prozesse? Warum ist deren Stellung der Fachwelt zwar bekannt, in Publikums-Debatten aber noch immer eine angebliche Nebensächlichkeit, während das anthropogene CO₂ uneingeschränkt als ´gesicherte Ursache des Klimawandels´ gilt? Fakt ist: Das Spurengas namens Kohlendioxid wurde in eine Art geistige Offenbarung gerückt und hat sich daraus zu einem regelrechten Tabuthema entwickelt, das unantastbar scheint.
Symbol statt Substanz? – Zur gesellschaftlichen Rolle von CO₂ im Klimadiskurs
Damit ein politisch gewünschter, umweltrelevanter ´Zusammenhang´ (z.B. in Verbindung mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen) sich gesellschaftlich durchsetzen und Wirkung entfalten kann, ist es strategisch-methodisch hilfreich, das darin enthaltene ´zentrale Element´ möglichst einfach darzustellen – man soll es ja schliesslich verstehen! Die Kompliziertheit einer (Ur-)Sache (Öl, Gas und Kohle) wird dabei reduziert und sozusagen heruntergebrochen auf ein klares, verständliches Symbol … hier das CO₂ .
Dahinter steht die Überzeugung, dass es für die breite Akzeptanz einer Idee gar nicht unbedingt notwendig ist, dass alle Beteiligten die komplexe Vernetzung (hier) von Energie gleich im Detail begreifen – es kann/sollte (in diesem Sinne) auch bereits genügen, das Gefühl zu haben, dass man weiss worum es geht!
So einen Weg zu gehen bevorzugt die Politik oft, und im Kontext der Energiewende und des Klimawandels übernimmt für die Erklärung und Bewertung des angeblich zugrundeliegenden ´global warming´ (Temperaturveränderungen) das Kohlenstoffdioxid (CO₂) diese zentrale und symbolische Rolle. Es bildet den Kern der These vom anthropogenen, also menschengemachten, Klimawandel. Nicht zufällig konzentriert sich daher der jüngste IPCC-Bericht AR6 (2021) vor allem auf die stark vereinfachte „Summary for Policymakers“ (SPM) – jenen Abschnitt, der weltweit am meisten Beachtung findet und häufig als alleinige Grundlage der politischen Kommunikation dient.
Nützlich ist, dass CO₂ ein allgemein bekanntes Molekül darstellt – jeder ist vertraut (beispielsweise) mit kohlensäurehaltigen Getränken. Chemisch betrachtet ist es ein sehr schlichtes Molekül und besteht ausschliesslich aus einem Kohlenstoff- und zwei Sauerstoffatomen. In der Atmosphäre kommt es in sehr geringer Konzentration vor, rare 0,04 % finden sich in der Luft – es ist ein sogenanntes seltenes Spurengas.
Vor diesem Hintergrund stellt sich jedoch die Frage: Wie kann ein Stoff, der so ´klein´ ist und nur in so geringer Menge vorkommt, eine derart zentrale Rolle im Klimasystem – und darüber hinaus in der öffentlichen Debatte – einnehmen bzw. zugeordnet bekommen?
Die physikalisch-wissenschaftlichen Argumente sind vielschichtig und in der Fachwelt (eigentlich) intensiv erforscht. Zweifel oder kritische Nachfragen dazu gelten in vielen gesellschaftlichen Bereichen inzwischen (daher) schon als unangemessen oder gar tabuisiert (siehe unten BONELLI).
Darin liegt nun eine gesellschaftlich relevante Dynamik: CO₂ hat sich nicht nur als naturwissenschaftlicher Faktor, sondern eben auch als symbolisches Element etabliert. Es steht stellvertretend für Umweltbelastung und den menschengemachten Einfluss auf das Klima – scheinbar verständlich, aber nicht wirklich greifbar (geringfügige 0,04%), dafür aber moralisch enorm aufgeladen. Die damit verbundenen Publikums-Vorstellungen sind überwiegend bereits ´gewertet´ und vor allem weit verbreitet. Sie wirken stark auf das menschliche Verhalten, ohne dass die zugrunde liegende Komplexität im Einzelnen weiter nachvollzogen werden müsste!
Die Debatte über die tatsächliche Wirkmächtigkeit von CO₂ in Relation zu seiner Konzentration und chemischen Beschaffenheit ist damit aber keineswegs abgeschlossen – sie wird jedoch zunehmend aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt. Dies verweist auf die Bedeutung gesellschaftlicher Narrative und deren Einfluss auf Wissenschaftskommunikation, Wahrnehmung und kollektive Entscheidungsprozesse.
Gesellschaftliche Wahrnehmung von CO₂: Zwischen Wissenschaft und moralischer Deutung
Oft entfaltet ein Thema erst dann breite gesellschaftliche Wirkung, wenn seine Erklärung spezialisierten Expertinnen und Experten überlassen wird – Personen, denen aufgrund ihrer fachlichen Autorität Glauben geschenkt wird, da man (als Bürger) die zugrunde liegenden Sachverhalte nicht im Detail nachvollziehen kann. Dies gilt insbesondere für wissenschaftlich komplexe Themen wie den Klimawandel und das CO2, hier kommt die Autorität der ´Professoren´ erfolgreich ins Spiel (siehe nicht zuletzt die politisch-mediale Rolle z.B. von Prof. Drosten in der CORONA-Pandemie …).
Ein prägnantes Beispiel ist real das Kohlenstoffdioxid (CO₂). Chemisch betrachtet handelt es sich eben um ein einfaches Molekül, das in der Atmosphäre, wie schon betont, nur in relativ geringen Mengen vorkommt. Seine Rolle im Klimasystem ist jedoch hochkomplex und (nicht nur) für Laien schwer durchschaubar. Eine fundierte Bewertung seiner Wirkung setzt tiefgehende Kenntnisse in Chemie, Physik und Atmosphärenwissenschaften voraus – Kenntnisse, die der breiten Bevölkerung in der Regel fehlen. Dennoch (nochmals gesagt) hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung die klare Botschaft etabliert: CO₂ ist schädlich und sollte vermieden werden oder (noch strenger): „Keine Ahnung warum, CO2 ist eben nix“.
Die Reduktion auf eine moralisch aufgeladene Botschaft markiert den Beginn einer gesellschaftlichen Dynamik. CO₂ hat sich von einem naturwissenschaftlichen Stoff zu einem kulturellen Symbol entwickelt – für Umweltzerstörung, für ein „falsches“ Verhalten im Alltag und für die zentrale Ursache der Klimakrise. In der Folge wird der Ausstoß von CO₂ zunehmend stigmatisiert. Personen oder Praktiken, die mit hohen Emissionen in Verbindung gebracht werden, gelten schnell als rückständig oder verantwortungslos.
CO₂ eignet sich dabei besonders gut als Träger solcher gesellschaftlichen Bedeutungen: Es ist tatsächlich unsichtbar, geruchlos und nicht direkt erfahrbar – gleichzeitig aber medial und politisch stark präsent. Es lässt sich mit zahlreichen Lebensbereichen verknüpfen, etwa mit Mobilität, Ernährung oder Energieverbrauch. Wer CO₂ vermeidet, gilt als verantwortungsbewusst und fortschrittlich; wer es verursacht, riskiert moralische Kritik. Auf diese Weise entstehen soziale Normen und informelle Verhaltensregeln, die eine Form der gesellschaftlichen Steuerung ermöglichen – nicht über gesetzliche Verbote, sondern durch Überzeugungen, Erwartungshaltungen und moralische Bewertungen - wir reden von Tabus.
In dieser Entwicklung verliert CO₂ für viele Menschen seine rein naturwissenschaftliche Bedeutung. Es wird – eben ähnlich einem Symbol – zum Träger kollektiver Vorstellungen und Narrative, deren Überprüfung auf individueller Ebene kaum möglich ist. Dies eröffnet Raum für Deutungen, die nicht mehr ausschließlich auf nachvollziehbare Fakten angewiesen sind, sondern auf Vertrauen, Glauben und emotionale Wirkung beruhen.
CO₂ ist kein „Fake“. Natürlich nicht. CO₂ spielt eine Rolle im Klimasystem. Aber die genaue Wirkung – wie viel es beiträgt, wie stark der Mensch das Klima wirklich beeinflusst – ist eine hochkomplexe Frage. Wir hatten es schon angedeutet: Selbst unter Physikern ist sie nicht vollständig geklärt. Umso erstaunlicher ist es, wie sicher sich viele Menschen über die Antworten fühlen. Nicht aus eigener Erkenntnis, sondern, weil sie der Wissenschaft vertrauen – oder zumindest dem, was medial als „wissenschaftlicher Konsens“ dargestellt wird.
Und hier wird es heikel: Wenn bestimmte Annahmen nicht mehr hinterfragt werden ´dürfen´, wenn Kritik mit moralischer Ablehnung beantwortet wird, dann entsteht ein Tabu. Tabus wirken tief – sie prägen unser Denken, oft ohne dass wir es merken. Sie ersetzen Reflexion durch Gehorsam. Wer sich ihnen widersetzt, braucht Mut – nicht, weil eine Strafe droht, sondern weil Ausgrenzung aus dem sozialen Umfeld sehr schmerzhaft sein kann.
Raphael BONELLI (*) und andere kritische Denker weisen darauf hin, dass viele dieser Prozesse nicht auf „links“ oder „rechts“ zurückzuführen sind. Es geht nicht um politische Lager, sondern um gesellschaftliche Steuerung. CO₂ ist ein Thema, das sich hervorragend dafür eignet – weil es gleichzeitig wissenschaftlich komplex, emotional aufgeladen und politisch verwertbar ist.
Michael Limburg schrieb 2025 in der Weltwoche: „Die Klimareligion ist am Ende.“ Ob das stimmt, wird sich zeigen. Klar ist aber: Solange CO₂ als unantastbares Thema gilt, das kaum noch offen hinterfragt werden darf, bleibt es ein gesellschaftliches Tabu – wirkmächtiger als viele Gesetze. Denn was man nicht mehr auszusprechen wagt, das hat bereits einen tiefen Platz im kollektiven Bewusstsein eingenommen. Dass in Deutschland nahezu vollständig und parteiübergreifend (ausser von der tabuisierten AfD) das CO2 nicht mehr hinterfragt wird, spricht Bände.
(*) BONELLI, R. (2025): Tabu – Was wir nicht denken dürfen und warum. Edition a, Wien 2025
CO₂ in der Wissenschaft – zwischen Fakten, Erwartungen und stillen Tabus
Wie gelingt es der Wissenschaft, über den Klimawandel zu sprechen – und gleichzeitig bestimmte Aspekte kaum anzurühren? Wie kann ein Wissenschaftler über CO₂ schreiben, ohne offen zu sagen, was er persönlich über dessen Rolle im Klimasystem denkt? Und/oder gibt es, wie einst in der DDR, auch heute Wege, sich so auszudrücken, dass man nichts Falsches sagt – aber eben auch nicht die ganze Wahrheit?
Ein Gedankenexperiment: Wir messen den CO₂-Gehalt der Atmosphäre. Das geht präzise, die Zunahme lässt sich über Jahrzehnte gut dokumentieren – und verläuft ziemlich gleichmäßig, also fast linear (siehe Abb. 3). Bei den Temperaturen jedoch sieht das anders aus: Sie steigen nicht im gleichen Takt, sondern zeigen Schwankungen, Plateauphasen (´Hiatus´), manchmal sogar kurzfristige Rückgänge. Das ist ein wissenschaftliches Spannungsfeld – eine klare Eins-zu-eins-Korrelation ist nicht erkennbar. Wie ´finden´ wir das … ? Nicht optimal im Sinne einer möglichen Schädlichkeitsannahme!
Was also tun. Eine verbreitete Strategie ist, die Komplexität der natürlichen Prozesse zu betonen. Es heißt dann: „Das Klima ist eben ein unglaublich kompliziertes und noch dazu chaotisches System. Was man misst, ist nicht immer sofort verständlich – aber die Fachleute wissen, was sie tun.“ Die Botschaft dahinter: „Vertraut der Wissenschaft.“ Und wer dennoch nachfragt, wird schnell als blutiger Laie eingestuft bzw. wahrgenommen – oder als jemand, der bewusst stören will.
So entsteht ein stilles Tabu mit Imperativ: Wissenschaft wird nicht hinterfragt!
Doch was, wenn jemand ein wenig tiefer gräbt?
Abb. 1: Ein „Stoff“ und seine zeitlich-quantitative Verteilung in der Atmosphäre … drei Möglichkeiten einer
Verhaltensinterpretation a) Punktwolke allein b) gleiche Punktwolke aus ´a´, aber mit eingerechneter
linearer Steigung c) gleiche Punktwolke aus ´a´ mit eingerechneter polynominaler ´Schwingung´
Wer versucht, eine in Abb. 1 zunächst vereinfacht als „Messwerte“ bezeichnete Beziehung grafisch darzustellen, stößt schnell auf ein (eigentlich wenig überraschendes) Phänomen: Die Datenlage lässt sich unterschiedlich interpretieren! Eine einfache Gerade (siehe ´b´ in Abb. 1), die eine Entwicklung miteinander verbindet, mag anschaulich sein – aber sie ist nicht die einzige Möglichkeit. Vielleicht wäre eine nichtlineare, polynominale Funktion passender … siehe ´c´ in Abb.1?
Oder würde jetzt ein extra ´Modell´ helfen, das zyklische Einflüsse berücksichtigt – in konkreten Klimadaten zu finden etwa bei den Sonnenaktivitäten oder der AMO (Atlantische Multidekaden Oszillation) oder in den Wassertemperaturen (SST).
Abb. 2: Wassertemperatur und Lufttemperatur in Reykjavik, ergänzend die nachweislich zyklische AMO
(aus den atlantischen SST berechneter Index)
Wer solche Vorstellungen präsentiert, gerät jedoch schnell in Not. Nicht, weil sie falsch wären – sondern weil sie aus einem oft vorherrschenden Deutungsrahmen herausfallen. Publikationen, die deutlich von der Mehrheitsmeinung abweichen, haben es schwer. Sie werden seltener veröffentlicht, manchmal auch gar nicht. Und hier zeigt sich, wie wissenschaftliche Praxis durch institutionelle Rahmenbedingungen beeinflusst wird.
Denn Wissenschaft ist nicht völlig frei – sie ist eingebunden in Systeme: Universitäten sind staatlich finanziert, Forschende sind oft im öffentlichen Dienst. Und Geld für Forschung kommt vielfach aus politischen Programmen. Wer bezahlt, hat zumindest indirekt Einfluss auf das, was gefördert – und was lieber vermieden wird. Auch das Publikationssystem trägt seinen Teil dazu bei: Peer-Review-Verfahren sollen Qualität sichern, können aber auch zur Abschottung dienen, wenn neue Gedanken auf zu große Skepsis stoßen. Insbesondere dann, wenn die etablierten Fachgremien eng mit politischen oder institutionellen Zielen verbunden sind – wie etwa beim IPCC, dem Weltklimarat.
Natürlich ist das kein Beweis für absichtliche Manipulation. Aber es zeigt: Auch Wissenschaftler bewegen sich in einem Spannungsfeld aus Überzeugung, Anpassung, institutionellen Zwängen und öffentlicher Erwartung. Viele suchen Wege, ihre Arbeit aufrichtig zu machen – ohne anzuecken. Doch je größer das Tabu, desto schmaler wird der Grat.
Vielleicht wäre mehr Offenheit gegenüber unterschiedlichen Sichtweisen ein Schritt zurück zu echter wissenschaftlicher Vielfalt. Denn Wissenschaft lebt von der Debatte, nicht von der Bestätigung. Und wenn CO₂ wirklich so zentral ist – dann hält seine Rolle auch kritischen Fragen stand.
Über das Tabu der Vereinfachung – warum lineares Denken so verlockend ist
In der gegenwärtigen Diskussion über den Klimawandel fällt auf: Es gibt eine gewisse Vorliebe dafür, Entwicklungen möglichst einfach – sprich: linear – darzustellen. Ein typisches Beispiel ist die schon gezeigte Punktwolke, die auch ´Temperaturwerte´ oder ´CO₂-Konzentrationen über die Zeit´ zeigen könnte. Statt die Daten als mögliche Schwankungen oder Zyklen zu betrachten (Abb. 1c), entscheidet man sich oft für eine gerade Linie – den Trend (Abb. 1b). Das wirkt übersichtlich, verständlich und vermittelt ein Gefühl von Eindeutigkeit. Doch die Natur kennt kaum rein lineare Vorgänge. Viele Prozesse verlaufen in Wellen, Zyklen oder nichtlinearen Abfolgen. Warum also neigen selbst Wissenschaftler dazu, komplexe Zusammenhänge auf einfache Linien zu reduzieren?
Eine mögliche Antwort: Weil es einfacher zu kommunizieren ist – und politisch einfacher zu nutzen. Ein stetig ansteigender Trend bietet eine klare Erzählung. Er macht es leichter, Handlungsdruck zu erzeugen und Maßnahmen zu rechtfertigen.
So wurde der Klimawandel auch zu einem starken Argument für politische Projekte wie die Energiewende. Eine Kurve, die möglicherweise auch mal abflacht oder sogar zurückgeht, passt weniger gut in diese Dramaturgie. Sie verunsichert – und wird daher oft ausgeblendet.
Allerdings kann es auch zu ungewollten Widersprüchen kommen: Während CO2 und Lufttemperatur im grossen Maßstab in gewissem Umfang durchaus eine gewisse ´Linearität´ und ein scheinbar stetigen Anstieg verbindet, ist dies nach Präzisierung oft keineswegs mehr der Fall. Die Abb. 3 zeigt dies im Falle Reykjaviks (Island) und des allgemeinen CO2-Gehalts der Atmosphäre.
Abb. 3: Lufttemperatur Reykjavik und der CO2-Gehalt der Atmosphäre
Es gibt offenbar eine Art Denkrahmen, in dem bestimmte Darstellungen akzeptiert sind – und andere nicht. Dabei möchte der Verfasser hier an dieser Stelle gar nicht unbedingt das alte Fass des direkten (zugegeben heiklen) Vergleichs zwischen dem Temperatur- und dem CO2-Anstieg wieder aufmachen – da herrschen in der Tat und zweifelsfrei noch viele andere Parameter mit und bewirken über Zwischenspeicher (z.B. ozeanische) letztlich ein variables Bild, das auch Linearität mit Schwingungen verbinden kann. Aber eben grundsätzlich: So einfach, wie es scheint (z.B. als lineare Funktion) muss es nicht sein … es kann auch vielfach eine Schwingung dahinter stecken (siehe Abb. 2 und 3)!
Ein weiteres Beispiel und ein ´Sprung´: Wer etwa wagt zu sagen, dass es im Mittelalter möglicherweise schon einmal ähnlich warm war wie heute (MWP, medieval warm period), stellt sich schnell außerhalb des erlaubten Diskurses. Denn damals gab es keine Industrie, keine überhöhten CO₂-Werte – die damalige Warmzeit passt also nicht zur derzeitigen Erklärung eines Klimawandels.
In der öffentlichen Kommunikation wird daher gern ein Tabu etabliert: Es ist nicht verboten, aber auch nicht erwünscht, kritische Sichtweisen auszusprechen: Wir sollen glauben, dass Temperaturen linear mit der Zunahme des CO2 wachsen und sich ´gewiss´ nicht in Form einer Schwingung oder gar Zyklizität (siehe die atlantische AMO oder die MWP gem. DAMMSCHNEIDER 2025) verändern. Das ´darf´ nicht sein. Wer es dennoch wagt so zu denken, wird schnell etikettiert – als „Klimaskeptiker“ oder gar „Klimaleugner“. Solche Begriffe grenzen aus, bevor ein Argument überhaupt gehört wird (*).
Und sie wirken, diese Tabus: Forschung wird vorsichtiger, Medien übernehmen weitgehend die offizielle Sichtweise. All das geschieht mit dem Anspruch, zum Wohle der Gesellschaft zu handeln. Doch wer entscheidet, was zum Wohl aller ist – und wie viel Meinungsvielfalt dabei noch erlaubt bleibt?
Letztlich stellt sich die Frage: Ist die bewusste Pflege eines Tabus, das abweichende Sichtweisen ausgrenzt, nicht ein stiller Versuch der Manipulation? Kann Wissenschaft so wirklich unabhängig arbeiten?
Und: Wer durchbricht solche Denkverbote? Auffällig ist, dass gerade ältere Menschen – oft kritisch bezeichnet als „alte weiße Männer“ – weniger anfällig für politisch motivierte Tabus sind. Sie sind mit anderen Erfahrungen aufgewachsen, in einer Zeit, in der gesellschaftliche Tabus meist auf soziale oder moralische Fragen begrenzt waren (siehe Teil 1 des Essays) – und nur selten auf politische Argumente angewendet wurden. Auch Bürgerinnen und Bürger aus der ehemaligen DDR sind häufig sensibler gegenüber aktueller politischer Einflussnahme auf Sprache und Meinung. Sie haben noch das Prinzip des „Sag nichts Falsches, aber widersprich auch nicht“ im Kopf – und erkennen das Problem jetzt womöglich schneller wieder.
Die gesellschaftliche Herausforderung besteht darin, zwischen berechtigter Sorge und gesteuerter Debatte zu unterscheiden. Und darin, Tabus als das zu erkennen, was sie oft sind: still wirkende Schranken im Denken. Die Frage ist also nicht nur, was wir über das Klima wissen – sondern auch, wie offen wir bereit sind, darüber zu sprechen.
(*) Die Veröffentlichung „Klimageschichte der Südharzer Klosterlandschaft“ (DAMMSCHNEIDER, 2025, Bd.16 der Schriftenreihe des IFHGK, siehe AMAZON) hatte u.a. zur Konsequenz, dass sie sowohl von betroffenen Institutionen (weitestgehend) und von der Presse (vollständig) ignoriert wurde/wird.
Literatur
DAMMSCHNEIDER H.-J. (2023) : Zeitlich-räumliche Muster der nordatlantischen SST und die Zyklizität der AMO. Schriftenreihe des IFHGK, Band 15, Zug 2023
DAMMSCHNEIDER H.-J. (2025): Klimageschichte der Südharzer Klosterlandschaft. , Schriftenreihe des IFHGK Bd. 16, 2025
LIMBURG, M. (2025): Die Klimareligion ist am Ende. In WELTWOCHE Nr. 7, 2025
LÜDECKE H.J., Cina R., Dammschneider H.-J. & Lüning S. (2020): Decadal and multidecadal natural variability in European temperature. In: J. Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics, doi: 10.1016/j.jastp.2020.105294
LÜDECKE H. J., Müller-Plath G. & Lüning S. (2024): Central-European sunshine hours, relationship with the Atlantic Multidecadal Oscillation, and forecast. In: Scientific Reports (2024) 14, 25152 , https://doi.org/10.1038/s41598-024-73506-5
Teil 1 des Essay von DAMMSCHNEIDER „Klimawandel – wenn Tabus den offenen Diskurs behindern“ findet sich unter http://ifhgk.org/




NZZ vom 1.9.2017, Gastkommentar
Die ideologischen Seiten des Klimawandels
Darüber, dass der Klimawandel allein menschengemacht ist, herrscht ein Konsens, der aggressiv gegen alle verteidigt wird, die Bedenken anmelden. Dabei ist der Konsens durchaus auch interessengeleitet.
von Sonja Margolina 1.9.2017, NZZ
Gleich nach seinem Einzug ins Weisse Haus hat Donald Trump Schritte zum Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimavertrag unternommen. So wurden, laut einem Bericht des «Guardian», Mitarbeiter des US-Ministeriums für Landwirtschaft angewiesen, einige Bezeichnungen, unter anderen «Klimawandel», aus dem Verkehr zu ziehen. Stattdessen sollten die Behörden in ihren Gutachten den Begriff «Wetterextreme» verwenden, «Anpassung an den Klimawandel» sollten sie durch «Widerstandsfähigkeit gegen Wetterextreme» ersetzen und die «Reduzierung der Treibhausgase» – die als Hauptursache für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich gemacht werden – durch «Herausbildung organischer Stoffe in den Böden und erhöhte Nutzung von Nahrungsstoffen». Es geht also darum, jene Prozesse, die bisher auf den Klimawandel zurückgeführt und negativ konnotiert wurden, als natürlich oder positiv zu beschreiben.
Alternativlose Wahrheit
Auf den ersten Blick mutet die Verordnung grotesk und orwellianisch an. Doch könnte ein solches Urteil auch voreilig sein. Denn der «Klimawandel», den Trump aus dem Sprachgebrauch zu tilgen trachtet, ist nicht nur eine Beschreibung der Wirklichkeit, sondern auch ein ideologisches Konstrukt. Millionenfach in den Medien wiederholt, als alternativlose Wahrheit in Schulen gelehrt, gibt der Begriff einen Rahmen vor, in dessen Grenzen die Gesellschaft zu denken und die Realität aufzufassen hat.
Früher spiegelte dieses an sich neutrale Wort die Tatsache wider, dass das Erdklima unter dem Einfluss natürlicher Faktoren starken Schwankungen ausgesetzt ist. Seit ungefähr dreissig Jahren hat sich seine Semantik nach und nach verändert. Was sich seit Jahrmillionen ganz unabhängig von menschlichem Tun vollzog, hat nun der Mensch allein zu verantworten. Klimawandel, Klimasünder, Klima-Leugner – rund um das Klima haben sich suggestive und stigmatisierende Neologismen herausgebildet, die der industriellen Welt und besonders dem Westen die alleinige Schuld für die kommende Klimakatastrophe unterstellen. Die Begriffe sind selbstredend geeignet, ihre Kritiker zu diskreditieren.
Bei einem derart massiven, fast totalen Einverständnis hinsichtlich der Ursachen und Folgen des Klimawandels droht die Berichterstattung über Klimaphänomene nicht nur einseitig zu werden, sondern gar in die Nähe von Propaganda zu rücken. Alternative Deutungen und kritische Bedenken werden routinemässig als interessengeleitet denunziert und ins Abseits gedrängt, um die Konsensfähigkeit in Sachen Klimaschutz nicht zu gefährden. Negative Nebenfolgen wie Umweltschäden durch Klimaschutzmassnahmen oder die selbstzerstörerische Energiewende in Deutschland werden dabei gern kaschiert.
Wer an den Klimawandel glaubt, neigt dazu, alle ungewöhnlichen Naturerscheinungen – ob ungewöhnliche Kälte oder Hitze, Bergsturz oder Überschwemmung – als Bestätigung seines Glaubens wahrzunehmen. So entsteht eine Plausibilität der Zusammenhänge, die das bereits verinnerlichte Weltbild bestätigt. Solches öffnet einem irrationalen Wettlauf um die Weltrettung Tür und Tor – vom Fleisch- oder Dieselverbot bis zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft.
Astronomen sehen Abkühlung
Doch worin unterscheidet sich der Klimawandel als szientistischer Glaube vom Klimawandel als Realität? Entgegen der gängigen Propaganda bleibt die wissenschaftliche Unsicherheit hinsichtlich der Wirkung der Treibhausgase, unter anderem des dämonisierten Kohlendioxids, gross. Viele Forschungsergebnisse stellen seine Rolle als Klimakiller infrage. Auch die mithilfe von Computermodellen errechnete Erderwärmung bis 2100 ist nicht mehr als «Prophezeiung».
Selbst wenn das menschliche Tun einen wachsenden Anteil an der Erderwärmung hat, könnten auch omnipotente Klimafaktoren wie schwankende Sonnenintensität und astronomische Zyklen mit eine Rolle spielen. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Astronomen, die abseits der politisierten Klimaforschung stehen, eine Klimaabkühlung kommen sehen. Die Massnahmen gegen künftige Erderwärmung, der Versuch, das Klima in grossem Stil zu beeinflussen, erschienen von daher als ruinöser Irrlauf.
«Klimawandel» ist ein hochideologischer Begriff, der die Utopie der «Klimarettung» zum Ziel des politischen Handelns und zum moralischen Gebot erhoben hat. Man darf nicht übersehen, dass dieses Denkmodell mit handfesten Interessen zahlreicher Profiteure aus Politik, Zivilgesellschaft und Öko-Industrie verbunden ist. Vor diesem opaken Hintergrund mutet die Verbannung des «Klimawandels» aus dem Vokabular der Herrschaftssprache durch Trump wie ein Widerschein der Vernunft an. Mag sein, dass ausgerechnet diesem schlechtesten US-Präsidenten aller Zeiten die Rolle eines Mephisto zufällt, der das Böse will und ungewollt das Gute schafft.
Sonja Margolina, 1951 in Moskau geboren, lebt als Publizistin und Buchautorin in Berlin.
Hinweis: Dieser Kommentar, veröffentlicht in der NZZ vom 1.9.2017 gibt nicht in allen Punkten die Meinung des IFHGK bzw. des Vorstands und der Mitarbeiter des Instituts wieder! Eine politischen Bewertung z.B. der Vorgaben, Ziele und Handlungen des amerikanischen Präsidenten wird von uns abgelehnt. Der Kommentar ist es jedoch aus Sicht des IFHGK Wert beachtet zu werden, da er grundsätzlich aufgreift, dass